Gudrun ohne Kampl in der Galerie Steinek
Wien – Vielleicht war der Bürgermeister von Gurk, ein stolzer Siegfried, einst ein fescher Kampl. Ganz sicher aber ist er ein Ewiggestriger, der selbst von der FPÖ ausgeschlossen wurde. Seine Tochter Gudrun, Schülerin von Maria Lassnig, musste sich immer wieder für dessen ungeheuerliche Aussagen über den Nationalsozialismus genieren. Nun reichte es ihr: Die Künstlerin, “formerly known as” Gudrun Kampl, strich ihren Familiennamen – und präsentiert ihre neuen Arbeiten schlicht als “Gudrun”.
Doch die Reduktion auf sich selbst als Frau und die Befreiung vom Ballast der Vergangenheit sind nicht die einzigen Neuerungen. Ein Jahrzehnt lang war ausschließlich purpurroter Samt – der Stoff der Könige und der Kardinäle, des Theaters und der Bordelle – das Material von Gudrun: Das Textil stehe, so Karla Starecek, für weibliche Sanftheit und männliche Macht. Nun aber verwendet die Künstlerin auch einen silbernen, glänzenden Stoff, der sehr kühl und metallisch wirkt. Er ist ein brutaler Gegensatz zum Samt. Zudem erweiterte die 1964 geborene Künstlerin ihr Themenspektrum um kleinste Organismen, riesengroß zu reliefartigen Skulpturen aufgeblasen, zu “Value Love Word Cell”, wie die bis 10. Jänner laufende Ausstellung heißt. Immer aber schwingt auch Herzblut und Passion mit: Gudrun K. hat die Räume der Galerie Steinek in der Eschenbachgasse 4 sehr dicht inszeniert.
Copyright: Thomas Trenkler 2014
wie immer am Punkt