Absurder Machtkampf an der Akademie
Die Gemäldegalerie beauftragte eine externe Pressebetreuung, Rektorin Eva Blimlinger kündigt Konsequenzen an. Das Belvedere kommt heuer erneut auf über eine Million Besucher –
Wien – Renate Trnek, langjährige Direktorin der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, kämpfte unerbittlich um die Eigenständigkeit ihrer Institution – und damit gegen den ehemaligen Rektor Stephan Schmidt-Wulffen: Sie wollte nicht akzeptieren, dass die Gemäldegalerie aufgrund der Universitätsreform direkt dem Rektorat untersteht. Ihre Nachfolgerin Martina Fleischer setzt den Sezessionskrieg nun fort: Obwohl die Akademie über ein Büro für Öffentlichkeitsarbeit verfügt, beauftragte man ein externes Unternehmen – Kailuweit Kulturkommunikation – mit der Pressearbeit für die Sonderausstellung “Lust am Schrecken. Ausdrucksformen des Grauens”.
Rektorin Eva Blimlinger wurde über die Vergabe nach außen nicht imformiert: “Das ist ohne mein Wissen geschehen”, sagt sie auf Anfrage. Das Grundproblem sei nach wie vor die mangelnde Identifikation mit der Akademie. Blimlinger kündigt gegenüber “dem Trenkler” Konsequenzen an.
Die Aktion der Gemäldegalerie kommt einem Schuss ins Knie gleich. Denn die Pressekonferenz zur Ausstellung wurde für heute, den 11. Dezember 2014, um 10 Uhr angesetzt. Just zur gleichen Zeit gab Belvedere-Direktorin Agnes Husslein ihre Jahrespressekonferenz. Das Match entschied Husslein locker für sich: Der Zulauf war ungleich höher. Die Journalisten wurden unter anderem über glänzende Ergebnisse informiert. Das Belvedere kommt heuer erneut (nach 2012) auf über eine Million Besucher – auch ohne das Winterpalais des Prinzen Eugen, das 2013 als neuer Standort eröffnet wurde.
In der Akademie bedauert man die sonderbaren Vorkommnisse. Denn die bis 15. März laufende Ausstellung “Lust am Schrecken” würde es verdienen, breit wahrgenommen zu werden. Sie widmet sich der Faszination und Schönheit des Grauens in der Kunst von der Renaissance bis zum Klassizismus.
Copyright: Thomas Trenkler 2014