Der umstrittene Essl-Deal
Am 16. Februar 2017 verkündete SPÖ-Kulturminister Thomas Drozda, dass die Albertina die Sammlung Essl für 27 Jahre als Dauerleihgabe übernehmen und sie im neuen Standort Künstlerhaus präsentieren werde. Doch das achtköpfige, politisch besetzte Kuratorium der Albertina hieß den Plan nicht einstimmig für gut: Zwei Mitglieder, Barbara Schaller und Günter W. Havranek, haben gegen den Deal gestimmt. Havranek sah “die Grundsätze der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit nicht ausreichend transparent dargestellt” – und trat in der Folge als Kuratoriumsmitglied zurück.
Massive Kritik am “Essl-Deal” übte unlängst auch der Museumsberater Dieter Bogner. Er ist entsetzt, dass der Staat 30 Millionen Euro für die Sammlung Essl als Leihgabe ausgibt. Im KURIER-Interview sagte er: “Die Entscheidung, mit öffentlichen Mitteln die Lager- und Erhaltungskosten einer privaten Sammlung zu finanzieren, kann ich nicht gutheißen. Denn sie befindet sich im Eigentum eines gewinnorientierten privaten Unternehmens, das über weitere Gesellschaften und Stiftungen zu 60 Prozent dem Vermögen der Familie von Hans Peter Haselsteiner zuzuordnen ist. Das Steuergeld fehlt den anderen Bundesmuseen, um deren Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft zu erfüllen.”
Und nun konterte Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder – ebenfalls im KURIER: “In der Regel (…) muss die öffentliche Hand nicht nur die Kosten für die Dauerleihgaben, sondern auch die für den Präsentationsort tragen. Bei uns ist das anders: Die Haselsteiner Privatstiftung, also der 60-Prozent-Eigentümer der SE-Sammlung Essl GmbH, hat sich bereit erklärt, das Künstlerhaus zur Gänze auf eigene Kosten zu renovieren und zu modernisieren. Die geschätzten Kosten betragen dafür 36 Millionen Euro.” Dass sein Haus pro Jahr 1,1 Millionen Euro mehr bekommen soll, findet er gerechtfertigt: “Die Albertina erhält unter allen Bundesmuseen die mit Abstand geringste Basisabgeltung. Sie ist, wie Sie wissen, weit geringer als jene für das MAK oder das mumok.” Und die Hochrechnung auf 27 Jahre findet er gar nicht lustig: “Reden Sie nicht polemisch von 30 Millionen!” Tatsache ist, dass mehr als ein Drittel gleich an die SE-Sammlung Essl GmbH weiterüberwiesen wird – für das Depot in Klosterneuburg: Die Miete beträgt pro Jahr rund 420.000 Euro.
Zum Nachlesen:
Das Interview mit Dieter Bogner
Das Interview mit Klaus Albrecht Schröder
Thomas Trenkler 2017