“Shift”: Symbol für die Ohnmacht der Grünen
Klaus Werner-Lobo forderte 1,5 Millionen Euro für innovative Kunst. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny stimmte zu. Er lässt das Programm “Shift” von “Basis.Kultur.Wien” und damit von seiner ehemaligen Mitarbeiterin abwickeln. Isabella Leeb von der ÖVP ist fassungslos. –
Wien – Keine Rede mehr davon, dass die Vereinigten Bühnen Wien nur mehr in einem Haus, also im Ronacher oder im Raimundtheater, Mainstream-Musical anbieten: Ende Oktober 2014 wurde bekanntgegeben, dass der Konzern einen Dreijahresvertrag und respektabel viel Geld erhält (42 Millionen Euro für 2015, 41 Millionen für 2016 und 40 Millionen für 2017).
Natürlich: Mit der Megasubvention wird auch das Theater an der Wien als Opernhaus geführt. Aber die Hoffnungen, die man in die Grünen gesetzt hatten, erfüllten sich nicht: Die Stadt Wien lässt sich das Musical, das anderswo (in größeren Hallen) sogar Gewinne abwirft, verdammt viel kosten.
Um die Zustimmung des Juniorpartners zu bekommen, machte die SPÖ den Grünen ein kleines Zugeständnis: Man richtete für die kommenden drei Jahre einen Innovationstopf ein, der mit jährlich mit 1,5 Millionen Euro dotiert ist.
Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und Klaus Werner-Lobo, der Kultursprecher der Grünen, jubelten unisono um die Wette: „Es ist gelungen, die Zukunft der Vereinigten Bühnen Wien (VBW) langfristig zu sichern und gleichzeitig den Kunst- und Kulturschaffenden in Wien zusätzliche Mittel für neue innovative Kunstprojekte zur Verfügung zu stellen.“ Dies sei eine „Win-Win-Situation für die gesamte Kulturlandschaft“ und „angesichts der angespannten Gesamtbudgetlage ein sensationeller Erfolg“.
Das Programm zur Förderung innovativer Kunst nennt sich „Shift“: Im Rahmen eines jährlichen Calls werden die Kunstschaffenden aufgerufen, „interdisziplinäre und genreübergreifende Projekte“ einzureichen. Dabei sei „eine aktive Auseinandersetzung mit der lokalen wie sozialen Peripherie“ gewünscht. Eine Jury wird die Projekte auswählen. Ihr gehören Eva Jantschitsch (alias Gustav), Natalie Bayer, Nadine Jessen, Chris Müller und Mark Neuner an.
Mit der Durchführung wurde bereits der Verein „Basis.Kultur.Wien – Wiener Volksbildungswerk“ beauftragt. Er stellte das Subventionsansuchen über die 1,5 Millionen Euro – und verrechnet für die Verwaltung (inklusive der Jurykosten) 125.000 Euro. Bleiben für die 22 Projekte, die jedes Jahr gefördert werden sollen, also nur mehr 1,375 Millionen.
Doch was weit mehr irritiert: „Basis.Kultur.Wien“ ist ein von der SPÖ dominierter Verein. Als Präsident fungiert Harry Kopietz, ehemaliger Donauinselfestmacher und seit 2008 Präsident des Wiener Landtages, Vizepräsidentinnen sind unter anderem die SPÖ-Politikerinnen Hermine Moser und Marianne Klicka. Generalsekretärin ist Anita Zemlyak, die früher im Büro Mailath arbeitete – und nun nebenbei als „Intendantin“ die Tschauner-Bühne leitet.
Werner-Lobo meinte bei der Präsentation am 12. Dezember, das von „Basis.Kultur.Wien“ betreute Projekt stehe „symbolisch dafür, was rot-grüne Kulturpolitik sein“ könne. Es steht aber wohl auch dafür, dass die Roten die Grünen nicht brauchen: Sie verfügen eben über die passenden Strukturen. Isabella Leeb, die Kultursprecherin der ÖVP, ist jedenfalls fassungslos: “Für die Freie Szene gibt es zwar auf drei Jahre je 1,5 Millionen Euro mehr, allerdings gibt es zeitgleich eine Subventionserhöhung für die Vereinigten Bühnen. Damit klafft die Schere zwischen öffentlich subventioniertem Unterhaltungsgewerbe und der Freien Szene weiter auf. Das Perfide daran ist, dass man bei den Vereinigen Bühnen Wien ständige Kostensteigerungen ohne die längst fällige und versprochene Neuausrichtung wortlos ausgleicht. Dies geht allerdings auf Kosten aller übrigen Kulturbetriebe der Stadt. Wir brauchen eine wirkungsvolle Therapie, um professionelles Arbeiten in allen Bereichen der Kultur sicher zu stellen und keine lokal verabreichten Schmerzmittel!”
Infos zum Projekt kann man per Mail anfordern: shift@basiskultur.at
Copyright: Thomas Trenkler 2014