Kunsthalle Graz: Erinnerungen an Claus Schöner
Seit Juni 2014 gibt es in der steirischen Landeshauptstadt einen neuen Ausstellungsort, die Kunsthalle Graz. Mit der Kunsthalle Wien oder der Kunsthalle Krems kann sie zwar nicht mithalten. Aber es handelt sich auch nicht um eine mit Millionen Euro geförderte Institution, sondern um eine private Initiative. Der gemeinnützige Verein für zeitgenössische Kunst bespielt in der Conrad-von-Hötzendorfstraße 42a eine ehemalige Bäckerei, deren Räume mit viel Liebe saniert wurden und noch werden.
Gegenwärtig (bis 25. Oktober 2014) zeigt Intro-Graz-Spection in der Kunsthalle Graz eine Ausstellung über Claus Schöner mit vielen Polaroids, Videos und Fundstücken aus dessen Nachlass. Schöner, 1951 in Graz geboren und 1999 in Wien gestorben, war eine stadtbekannte Szenefigur: Der “Anarchist” zog zumeist mit dem Dramatiker Wolfgang Bauer um die Häuser. Er war daher Mitglied der absurden Loge “Keiner hilft keinem”, der unter anderem Jörg Schlick und Martin Kippenberger angehörten, und er bildete die Vorlage für verkrachte Künstlertypen in den Stücken von Wolfi Bauer.
Claus Schöner, ein Medien- und Konzeptkünstler, stand immer im Schatten der großen “Grazkünstler”: Er war eine Art Trabant. Doch wie Richard Kriesche und Roland Goeschl durfte auch er im Auftrag von Horst Gerhard Haberl Fernsehspots für Humanic gestalten. In Erinnerung blieb zum Beispiel Schöners Erkenntnis: “In Wirklichkeit ist die Wirklichkeit nicht wirklich wirklich, aber wirklich ist sie doch.”
Alexandra Riewe, eine große Kennerin der Grazer Kunstszene, stellte aus dem in Vergessenheit geratenen Nachlass von Claus Schöner eine stimmige Ausstellung zusammen. Zu sehen sind etwa zahlreiche Polaroids, die der Selbstdarsteller Schöner von sich und anderen schoss. Mehrfach taucht auf diesen – neben Schlick und Bauer – auch H.C. Artmann auf. “Noch Schöner!”, so der Titel der Schau, hat nur ein Manko: Die Biografie von Claus Schöner wird völlig ausgespart. Man erfährt lediglich, dass er Videos drehte, sich in der Literatur versuchte, ein technisch hochwertiges Equipement hatte und verheiratet war. Doch wie er zur “Kultfigur” wurde, wie er sein Leben bestritt und wie er starb: Das wird mit keinem Wort erklärt.
Claus Schöner bleibt daher ein Mythos. Aber das ist vielleicht ganz gut so. Denn was sich in den 1970er- und 1980er-Jahren in Graz abspielte: Das muss einmal umfassend dargestellt werden.
Die, die mit Ihm verkehrten, wissen ja Bescheid. Das Enigma Schöner soll ruhig bestehen; sein, wohl bester Beitrag!