Super Mario läuft wieder – am Schillerplatz
Almut Schilling demonstriert in der Akademie der bildenden Künste mit Augenzwinkern die Probleme der Konservierung digitaler Kunst. –
Für die Retrospektive “Medienrebell”, die im Winter 2014/15 im 21er-Haus zu sehen war, hatte Peter Weibel tief in seine Schatzkiste bis dahin nicht realisierter Ideen gegriffen. Und die Ausstellungsmacher waren ziemlich stolz. Denn es gelang ihnen, auch die frühen Videoarbeiten, fast ein halbes Jahrhundert alt, mit Original-Equipment zum Gehen zu bringen.
Früher war das Konservieren und Restaurieren von Kunst vergleichsweise einfach. Ölgemälde halten, sofern halbwegs trocken gelagert, jahrhundertelang. Doch die zeitgenössische Kunst macht mitunter erhebliche Probleme. Man denke nur an den Fettblock von Joseph Beuys.
Almut Schilling beschäftigte sich in ihrem Studium der Konservierung und Restaurierung an der Akademie der bildenden Künste in Wien mit “ephemeren Stoffen”, zum Beispiel mit der Schokolade im Werk von Dieter Roth. Da gibt es vielerlei Fragen, denn die Veränderung und der Verfall kann bewusster Bestandteil des Kunstwerks sein.
Und wie geht man beim Konservieren digitaler Kunst um? Das demonstriert Almut Schilling, die ihr Studium 2013 abschloss, gegenwärtig in der Alumni-Ausstellungsreihe “x posit” der Akademie anhand des Original-Nintendo-Computerspiels “Super Mario Bros.”. Im Zimmer der Rektorin Eva Blimlinger hat sie einen komplexen “Medienturm” aufgebaut: Die Videospielkonsole aus 1985, der veraltete Video2000-Recorder von Philips und der Sony-Kathodenstrahlmonitor ist mit einem HD-Media-Player, einem LED-Monitor, einem DLP-Projektor und weiteren Geräten der Gegenwart verbunden.
In einem “Manual” erklärt Almut Schilling alles ganz genau. Der Titel der Arbeit, “Altern in Echtzeit”, beziehe sich “auf die intrinsische Obsoleszenz” der Technologien, heißt es im Folder. Das ist schon ziemlich Hardcore – und hat Witz. Jedenfalls: Ein Emulator tut so, als sei er eine Nintendo-Konsole. Und so läuft der allererste Super Mario auch heute durch die Levels.
Die komplexe Installation kann man – wie auch die anderen Beiträge der Alumni-Ausstellung (von Ana Hoffner und Anna Kohlweis) am Schillerplatz – nach Vereinbarung besichtigen. Zwei Termine stehen schon jetzt fest: Am 28. Mai und am 17. Juni darf man die drei Rektorinnen von 13-16 Uhr bei der Arbeit stören.
Copyright: Thomas Trenkler 2015