Baustopp für das Weltmuseum
Kulturminister Josef Ostermayer verlangt Redimensionierung des Projekts
Wien – Kürzlich meldete das Weltmuseum auf seiner Homepage: „Seit 3. November 2014 sind unsere Tore geschlossen. Nach einer rund zweieinhalbjährigen Umbauphase eröffnen wir Anfang 2017 ein komplett neues, europaweit einzigartiges Museum. In der Zwischenzeit bricht das Weltmuseum Wien auf, um Neue Welten zu entdecken.“
Doch dazu wird es vielleicht nicht kommen: Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) verlangte einen Baustopp. Sabine Haag, die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, Paul Frey, der kaufmännische Direktor des Museumskonzerns, sowie Steven Engelsman, der Direktor des Weltmuseums, und deren Stellvertreterin Barbara Plankensteiner informierten darüber am Mittwoch die Mitarbeiter.
In ihrem gemeinsamen Mail, das „dem Trenkler“ zugespielt wurde, ist von einer „Kursänderung für das Projekt Weltmuseum“ die Rede: „Herr Bundesminister Doktor Ostermayer kann dem vorliegenden Entwurf und dem vorliegenden Geschäftsplan für das Weltmuseum, der eine Erhöhung der staatlichen Leistungsabgeltung vorgesehen hat, aus finanziellen Gründen nicht zustimmen. Er hat uns beauftragt, einen redimensionierten Entwurf für Umbau und Einrichtung mit reduzierter Fläche vorzulegen. Weiters sollen wir einen neuen Business-Plan erarbeiten, der ab der Neueröffnung keine Erhöhung der staatlichen Leistungsabgeltung für das Weltmuseum voraussetzt.“
In dem Mail heißt es weiters: „Wir haben seinen (= Ostermayers., Anm.) Auftrag akzeptiert und wollen ihm sehr rasch, bis Mitte Jänner, unseren neuen Vorschlag vorlegen. Die Genehmigung unserer Pläne und die formelle Beauftragung mit dem Projekt streben wir noch vor dem Frühling an.“
Ostermayer werde persönlich im Weltmuseum Stellung nehmen. Zu dem Treffen sollen alle Kolleginnen und Kollegen der Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in der Neuen Burg eingeladen werden, „da wir den Auftrag haben, für den neuen Entwurf Corps de Logis und Neue Burg gesamthaft zu betrachten“.
Das Weltmuseum wurde 1928 als „Museum für Völkerkunde“ im Corps de Logis der Neuen Hofburg eröffnet. Im Mitteltrakt sind die Hofjagd- und Rüstkammer, das Ephesos-Museum und die Sammlung alter Musikinstrumente des KHM untergebracht. Aus angeblichen Synergiegründen übernahm das Kunsthistorische Museum 2001 die Verwaltung des Völkerkundemuseums. In der Folge wurde das Museum geschlossen – und das Corps de Logis baulich saniert. Das KHM erhielt weiter die Basisabgeltung für das Völkerkundemuseum (4,2 Millionen Euro pro Jahr).
Von 2007 an zeigte man im Corps de Logis Sonderausstellungen; die Sammlung des Völkerkundemuseums wurde aber nicht neu aufgestellt: Es fehlte das Geld für die Einrichtung. Im April 2013 gab die damalige Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) in einer Pressekonferenz bekannt, dass bis 2017 insgesamt 27,5 Millionen Euro in die Neuaufstellung investiert würden. 19 Millionen sollten über ihr Ministerium fließen, sechs Millionen über das Wirtschaftsministerium bzw. die Burghauptmannschaft, 2,5 Millionen hätte das Museum, ab nun „Weltmuseum Wien“, selbst aufzubringen.
Matthias Euler-Rolle, der Pressesprecher von Ostermayer, war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.